Ich blicke nun auf das erste Semester meines Auslandsjahres zurück und frage mich, was in den vergangenen Monaten am Prägendsten, am Bedeutendsten für mich war. Die Antwort ist eindeutig: die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Es ist unglaublich wie viele Menschen ich hier kennengelernt habe und wie sehr mir einige von ihnen bereits ans Herz gewachsen sind. Natürlich sind nicht alle Beziehungen von gleicher Bedeutung. Mit manchen Menschen sitzt man lediglich in der gleichen Vorlesungen, andere trifft man nur beim Ausgehen und von einigen kann man sich nicht mal die Namen merken.
Doch es gibt auch jene Beziehungen, die weit unter die Oberfläche gehen. Ja, ich hätte selbst nie gedacht wie tief sie gehen können. Oft realisiert man erst wie viel einem jemand bedeutet, wenn man sich streitet. Denn nur Menschen, die wir im Herzen tragen können uns wirklich verletzen. Doch warum sind es gerade die Menschen, die uns am Meisten bedeuten, die uns gleichzeitig am Meisten verletzen?
"Nur ja keinen Streit vermeiden", grundsätzlich ein weiser Spruch. Diskussionen sind etwas Positives und in Auseinandersetzungen kann man viel lernen - über den anderen und über sich selbst. Die Menschen die mich herausfordern und mit denen ich auch streiten kann sind meist auch jene, die ich am Meisten respektiere und deren Meinung mir am Wichtigsten ist. Doch gibt es nicht auch einen Punkt wo genug einfach genug ist?
Wo macht eine Diskussion noch Sinn, wenn man sich gegenseitig nur mehr schlimme Dinge an den Kopf wirft? Und noch weitaus wichtiger ist - wie findet man wieder zueinander? Oft sagt man Dinge, die man eigentlich nicht meint und die man gerne zurücknehmen würde. Doch erstmal gesagt, ist der Schaden bereits angerichtet. Die Wunden dann wieder zu heilen ist meist nicht einfach, vor allem weil es uns doch oft so schwer fällt über unseren eigenen Schatten zu springen. Ein einfaches "Es tut mir leid" scheint schwieriger als den höchsten Berg zu erklimmen.
Und was passiert wenn niemand bereit ist den ersten Schritt zu wagen? Wenn man weiß, dass der andere genauso verletzt ist und man dennoch nicht den Mut oder die Kraft aufbringt auf ihn zuzugehen. Falscher Stolz und Sturheit entfernen uns doch nur noch mehr von einander.
So hoffnungslos dies nun klingt, finden wir glücklicherweise meist trotzdem irgendwie wieder zu einander. Die Frage ist nur, ob wir den angerichteten Schaden überwinden können und welche Spuren er hinterlässt. Vergeben und vergessen? Ich weiß es nicht.
Manchmal trifft man Menschen wo es wirklich stimmt: Wir können nicht miteinander, aber schon gar nicht ohne einander.
Ulli
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