Monday 15 January 2007

Kommunikation zwischen Adam und Eva - ein hoffnungsloser Fall?

Zur Zeit lese ich das Buch "Why men don't listen & women can't read maps". Dieses Werk beschäftigt sich mit den Unterschieden in der Denkweise und im Aufbau zwischen männlichem und weiblichem Gehirn. Obwohl die Autoren in bewusst humorvollem Stile ihre Ausführungen zu Papier bringen, muss ich sagen, dass sich das Schmunzeln und Lächeln auf meinen Lippen mit zunehmendem Lesefortschritt verflüchtigt hat und von einem eher besorgten Stirnrunzeln ersetzt wurde.

Die Verfasser des Buches erklären, dass die Gehirne und deren verschiedene Zentren bei Frauen und Männern unterschiedlich aufgebaut sind, different arbeiten und daraus die meisten Kommunikationsprobleme und Missverständnisse zwischen den beiden Geschlechtern resultieren. Gut, soweit schenke ich dem ehrenwerten Ehepaar Allen und Barbara Pease auch noch meinen Glauben.

In ihren Ausführungen und mit ihren Beispielen schießen die beiden jedoch zeitweise gehörig über das Ziel hinaus. Zur Veranschaulichung ein kleines Exempel aus dem Buch:

Sie: "Schatz, nächste Woche ist unser Jahrestag. Da könnten wir doch etwas unternehmen."
Er: "Ja, wir wär's wenn wir Pizza bestellen und uns Golf im Fernsehen ansehen?"
Sie denkt: "Wie kann er so etwas vorschlagen? Unsere Beziehung bedeutet ihm wohl nichts."
Er denkt ....... gar nichts.


Es ist mir schon klar, dass man sich auf einzelne Beispiele, wie dem obigen, nicht versteifen sollte und sie nicht wortwörtlich auf andere Beziehungen übertragbar sind. Dennoch muss ich ein paar Worte der Kritik über dieses Buch und etwaige Beispiele verlieren:

  • Zum Ersten: Ich weigere mich zu glauben, dass sich Frauen und Männer wirklich so klischeehaft verhalten, wie in diesem Buche dargestellt wird. Nicht jede Frau schwafelt den ganzen Tag Unsinn und nicht jedem Mann geht nur ein verwirrtes "Hä???" durch den Kopf wenn das weibliche Gegenüber zu plappern beginnt. Und auch nicht jeder Mann ist absolut unfähig irgendeine Art von Gefühl auszudrücken und nicht jede Frau ist eine emotionale Zeitbombe.

  • Zum Zweiten: Ich weigere mich ebenfalls zu glauben, dass Männer und Frauen wirklich immer von völlig unterschiedlichen Dingen sprechen. In diesem Buch gilt offenbar die Annahme, dass zwei menschliche Wesen unterschiedlichen Geschlechts von Haus aus an einander vorbei reden beziehungsweise grundsätzlich nicht das Selbe gemeint wird auch wenn von Selbigem gesprochen wird. Während dem Lesen dieses Buches drängte sich mir immer deutlicher folgende Frage auf: Wenn das, was hier geschrieben wird, wirklich stimmt, ja wie in aller Welt ist es denn dann möglich, dass Frauen und Männer überhaupt miteinander erfolgreich kommunizieren???

  • Zum Dritten: Ich verweigere mich gegen die hoffnungslose Message des Buches, dass wir Frauen und Männer nun mal Opfer der Natur sind und unseren, der Biologie zugrunde liegenden Unterschieden, ausgeliefert sind. Wahrscheinlich sind Weiblein und Männlein von Natur aus wirklich unterschiedlich angelegt, doch wird in diesem Bestseller das einzelne Individuum und die Einflüsse, die von Aussen auf uns wirken völlig ausser Acht gelassen.

Meiner Ansicht nach kann das Buch Anregung sein, Unterschiede in der männlichen und weiblichen Denkweise zu erkennen, darüber nachzudenken und auf diese Acht zu geben. Nicht mehr und nicht weniger. Die ultimative Wahrheit über das andere Geschlecht wird man auf den 272 Seiten jedoch nicht finden.

Was Kommunikationsprobleme zwischen Adam und Eva betrifft, halte ich es für wenig sinnvoll sich auf die genetisch veranlagten Differenzen zu versteifen. Viel mehr glaube ich an den menschlichen Willen und die Fähigkeit zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Gibt es Hoffnung? Ich sage ja! Denn irgendwie funktioniert sie ja über weite Strecken doch, die Kommunikation zwischen den beiden Geschlechtern.


Ulli

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